Spirituelles Heilen und Schulmedizin
Artikel aus der Natur & Heilen 10/2003

Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bösch.



Daß geistige Heilbehandlungen und Schulmedizin sich nicht ausschließen, sondern daß sie sich gegenseitig befruchten können, beweist Dr. med. Jakob Bösch, Chefarzt der Externen Psychiatrischen Dienste Baselland, in seiner Klinik. In Zusammenarbeit mit einer spirituellen Heilerin integriert er das Geistige Heilen in seine praktische wissenschaftlich abgestützte Tätigkeit - mit Resultaten, die zukunftsweisend sind. Aus seinem Buch "Spirituelles Heilen und Schulmedizin", für welches er ausgezeichnet wurde, stammt der folgende Auszug. Die Ausdrücke "spirituelles Heilen" und "geistiges Heilen" werden im Folgenden gleichbedeutend und abwechslungsweise verwendet.

Geistiges Heilen gehört zu den ältesten überlieferten Heilmethoden überhaupt. "Höhlenmalereien in den Pyrenäen deuten deutlich darauf hin, daß Menschen schon vor 15000 Jahren die Kunst des Handauflegens kannten. Zeugnisse für heilende Hände finden sich in mündlichen Überlieferungen und Schriften sämtlicher Hochkulturen dieser Erde", schreibt der Schweizer Arzt Mark Ebneter in seiner Dissertation über Fernheilung und klinische Forschung. Ebneter erwähnt Hinweise, die Geistiges Heilen in Babylon ebenso wie im alten Ägypten belegten, und führt weiter aus: "Ebenso weit verbreitet war das Geistige Heilen im Fernen Osten, in der griechischen Antike sowie im alttestamentarischen Judentum." Nicht nur in den Hochkulturen, sondern auch in den allermeisten schamanischen Kulturen ist und war das Geistige Heilen verbreitet, meist als die wichtigste Heilmethode überhaupt.

Die meisten Heilerinnen und Heiler verfügen sowohl über die Begabung zum sogenannten Kontaktheilen wie auch zum Fernheilen. Wissenschaftlich finden zur Zeit vor allem die Fernheil- oder Gebetsstudien Aufmerksamkeit. Diese Art von Studien ist zur Zeit in den USA sehr im Trend, einerseits, weil Beten dort überhaupt populär ist, andererseits, weil eben eine klassisch-schulmedizinische, doppelblinde Versuchsanordnung bei diesem Vorgehen sehr gut möglich ist und damit der sogenannte Placebo-Effekt kontrolliert werden kann. Im Unterschied dazu kann das sogenannte Kontaktheilen, wo Heilerin und Hilfesuchender in direkten Kontakt miteinander kommen kaum verblindet durchgeführt werden. Eine größere Anzahl Studien zur gesundheitlichen Wirkung des Betens ist bereits gemacht worden und eine beachtliche Anzahl ist unterwegs und dürfte in den nächsten Jahren veröffentlicht werden. Sehr bekannt wurde die Untersuchung von Randolph Byrd an knapp 400 Personen, die auf einer Herzintensivstation behandelt wurden. Es zeigten sich signifikante Unterschiede in einer Anzahl verschiedener Komplikationen, bei denen die Personen, für die gebetet wurden, besser abschnitten.

Außer bei Herzpatienten wurden bei manchen anderen Krankheiten Gebets- oder Fernheilstudien durchgeführt, beispielsweise bei Herzchirurgie, Hautwunden, Leukämie, Hypertonie, AIDS, Rheumatischen Erkrankungen, Alkoholismus usw. Eine Mehrheit der Studien, aber nicht alle, ergaben positive Resultate. Larry Dossey, Buchautor und Chefherausgeber von "Alternative Therapies in Health and Medicine", außerdem Professor am Department für Psychiatrie der Uni von Kalifornien in LA, berichtet in seinem Buch "Heilende Worte" über seine anfängliche Verlegenheit, als er die Forschungsresultate zur Kenntnis erhielt, daß Beten mit großer Wahrscheinlichkeit für kranke Menschen hilfreich sei. Sollte er die Resultate ignorieren oder seine medizinische Praxis durch die Resultate beeinflussen lassen? Alles sei auf die Frage hinausgelaufen: "Wirst du für deine Patienten beten oder nicht?" Seine Verlegenheit dürfte er stellvertretend für viele Kolleginnen und Kollegen ausgedrückt haben, insbesondere nachdem auch bekannt wurde, wie hoch der Prozentsatz kranker Menschen ist, die sich wünschen würden, daß der Arzt mit ihnen betet.

Wie kann die Brücke geschlagen werden zur Integration all der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Heilsamkeit von Gebet und Religiösität/Spiritualität? Wir Ärzte haben keine Hemmungen, unsere Patienten zu Bewegung, gesunder Ernährung und zum Nichtrauchen anzuhalten, weil wir überzeugt sind, es würde ihrer Gesundheit gut tun. Verletzen Ratschläge, eine meditative oder religiöse Praxis ins Leben einzubauen, die Privatsphäre der Menschen mehr, als wenn wir uns in ihre Entscheidung zu rauchen oder nicht zu rauchen oder in ihre Eß- und Sexgewohnheiten einmischen, wie es heute zum Standard einer umfassenden Gesundheitsberatung gehört?

Begabte und erfahrene Heilerinnen und Heiler sagen, jede Krankheit könne auf geistigem Weg geheilt oder zumindest gebessert werden, aber nicht bei jeder Person und nicht zu jedem Zeitpunkt. Die Seele müsse für die Heilung bereit sein. So kommt es, daß schulmedizinisch nicht zu heilende Personen bei Geistheilenden schnell und wirkungsvoll Hilfe finden. Andererseits können schulmedizinisch leicht zu heilende Erkrankungen in gewissen Fällen der Geistheilung vollständig widerstehen.

Auch Harry Edwards beschäftigte sich mit der Frage, warum gewisse Heilungen mißlingen und schrieb, vielleicht sei diese Frage am schwersten zu beantworten und er könne nur wahrscheinliche Gründe angeben. Er bestätigt, daß er immer wieder erlebte, daß eine Krankheit, obwohl schwerwiegend, bei der einen Person auf Geistheilung ansprach, während sie bei einem anderen Menschen nicht behoben werden konnte, obwohl sie vielleicht nicht so ausgeprägt war. Manchmal sei die Krankheit zu weit fortgeschritten, wie beispielsweise bei Krebserkrankungen, und der Tod komme dem Heilungsprozeß zuvor, da die Geschwulst schneller wachse als die Heilkräfte wirken könnten. Bei anderen fortgeschrittenen Krankheiten, wie bei gewissen Rheumatismusformen, könnten die körperlichen Veränderungen vielleicht nicht mehr völlig rückgängig gemacht werden und die Heilung bleibe unvollständig. Der Geistheiler erlebe auch, "daß seine Familienangehörifen weiter leiden, während Freunde geheilt werden. Er muß lernen, sich damit abzufinden, aber niemals sollte er an den Geist-Heilungskräften zweifeln."

Fast alle Heiler/innen betonen, die Einstellung und Bereitschaft der Patienten müsse mit einbezogen werden, die Kranken müßten vernünftig leben, an der Heilung mitwirken und die Ratschläge der Heilerin befolgen, nicht anders als in der Schulmedizin. Beim Spirituellen Heilen geht es jedoch oft nicht nur um äußere Verhaltensweisen, sondern um eine spirituelle Ausrichtung des ganzen Lebens. Ein weiterer großer Lehrer des Geistigen Heilens bzw. dessen Heilerorganisation in England, White Eagle, formuliert das ganz klar: "Ihr glaubt an eine unsichtbare Lebenskraft, eine alles bewirkende Macht, die euch von Krankheit und Schmerzen, von Disharmonie und Verwirrtheit befreit. Diese Kraft aber braucht ein Tor, durch das sie eindringen kann. Und so solltet ihr euren Körper und euren Geist auf das Einstörmen göttlicher Heilkräfte vorbereiten und eure Seele öffnen. Nur allzu viele suchen Heilung, ohne sich darüber klar zu werden, daß sie Geist sind und sie selbst ebenso viel zu ihrer Genesung beitragen müssen wie jeder Heiler. Es steht nicht im Einklang mit dem göttlichen Gesetz, daß der Leib vollständig geheilt werden kann ohne eine Mitwirkung der Seele. Ehe der Körper ganz gesund wird, müßt ihr euren Teil zu seiner Heilung beitragen, denn die Seele muß erfahren, daß es der Sinn jeder Krankheit ist, aus ihr etwas zu lernen. Betet deshalb darum, daß ihr die Ursache und den Sinn von Krankheit und Unglück, die euch treffen, zu verstehen lernt." Diese Gedanken führt White Eagle mit großer Konsequenz weiter und sagt: "Danket daher Gott für alles Leid und alle Prüfungen, die zur Erlernung der Selbstdisziplin notwendig sind. Erst durch sie werdet ihr die Schönheit des himmlischen Lebens wahrhaft verstehen und in euch aufnehmen können. Wenn du dich deinen täglichen Aufgaben widmest, vergiß nicht jene ruhigen Augenblicke, in denen du in der Stille deines innersten Heiligtums eine geistige Kraft spürst, die dich behutsam wie mit Engelsflügeln berührt. Es gibt so viele Dinge, die deinen Geist ablenken und deine Seele beunruhigen, doch rufe dir immer wieder in Erinnerung, daß dieses Licht, diese Gegenwart Gottes in dir ist und die Macht inne hat, über all deine Gedanken und Gefühle, über deinen Körper und deine materiellen Bedingungen zu herrschen."

Wenn wir in der Medizin nur die Ebene des Körpers und des Verhaltens betrachten, werden wir eine Gesellschaft produzieren, in der mehr und mehr Menschen chronisch erkranken, weil ihre seelischen und charakterlichen Blockierungen nicht angegangen werden. Dies dürfte ein wichtiger Faktor für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen sein. Das Nichtbeachten dieser Zusammenhänge ist auch eine der Hauptursachen für das Versagen der präventiven Anstrengungen. Bisher haben nur jene präventiven Maßnahmen wenigstens einen vorläufigen Erfolg, bei denen man den Leuten eine Tablette oder etwas ähnliches geben kann. Alle präventiven Maßnahmen, die eine tiefer gehende Einsicht voraussetzen, haben in der Schulmedizin weitgehend versagt, während spirituell erwachte Menschen ihre Gesundheit am ehesten als höchst persönliche Aufgabe sehen. Ein politisches System, das diese Zusammenhänge nicht beachtet und die gesetzlichen Bedingungen der Krankenversicherungen so regelt, daß der Einzelne seine Mitverantwortung nicht wesentlich spürt, wird immer versagen. Da kann noch soviel Wettbewerb eingeführt, noch soviel Beschränkung auf der Anbieterseite errichtet werden, der Markt wird sich weiter ausdehnen, weil wir zuerst immer versuchen, ohne Einsicht in unser Wesen und ohne Verhaltensänderungen unsere Gesundheit wieder zu erlangen. Da ist uns nichts zu teuer, solange es uns persönlich nichts oder wenig kostet.

Wenn wir an der Volksgesundheit und an der Kostenspirale im Gesundheitswesen etwas verändern wollen, geht es darum, zunächst diese für uns schmerzlichen, aber auch befreienden Zusammenhänge offen auszusprechen und den Menschen deutlicher als bisher zum Nachdenken über sich selbst und über die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Krankheit zu verhelfen. Die Aufklärung allein genügt allerdings nicht, wir müssen den Menschen auch Wege aufzeigen, sich selbst wirklich zu ändern.

Erinnern wir uns daran, daß es letztlich immer darum geht, den Geist, die Seele, den Charakter zu heilen. Tiefsitzende Gefühle von Verletzung, Wut, Haß blockieren oft das Weiterkommen. Oft haben sich die Blockierungen auch im Körper festgesetzt, ohne daß die Menschen dies realisieren. Viele derartig Kranke atmen beispielsweise nicht richtig, um das Erleben dieser unangenehmen Gefühle zu vermeiden. Aus diesen Blockierungen sind nicht selten bereits körperliche Störungen und Krankheiten entstanden. In manchen Fällen kommen solche Patientinnen auch mit Meditation, Gebet, Yoga usw. nicht voran, bevor die Blockaden und Schmerzen erfahren und aufgelöst worden sind. Solche in der Tiefe festgehaltenen negativen Gefühle können den Versöhnungsprozeß vollständig blockieren. Die Gabe von Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka begünstigt oft diese Verdrängungsprozesse. Vermutlich dürften deshalb viele Menschen mit diesen Therapien nicht endgültig geheilt werden. Viele psychisch Kranke, insbes. Depressive, berichten, sie hätten vielleicht vor zehn Jahren, dann wieder vor vielleicht vier Jahren Depressionen durchgemacht und hätten durch Antidepressiva Hilfe erhalten. Bei der erneut aufgetretenen Depression aber würden einfach keine Mittel mehr helfen. Deshalb verwundert es auch nicht, daß die Zahl der Berentungen gerade auch bei jungen Menschen in den letzten Jahren um mehrere hundert Prozent zugenommen hat, obwohl die Kosten für Antidepressiva sich innerhalb von nur fünf Jahren verdoppelt haben. Für jedermann, der die Menschen als geistige, zum spirituellen Wachstum bestimmte Wesen begreift, sind diese Zusammenhänge nachvollziehbar. Schmerzen, Wut und Haß sind nicht aus dem Organismus verschwunden, indem man sie verdrängt, sei es durch psychologische Abwehrvorgänge oder mit Psychopharmaka. Viele Menschen machen nicht nur eine schulmedizinische, sondern auch eine komplementärmedizinische Odyssee durch, bevor sie die richtige Hilfe finden. Wenn Hilfesuchende dann schließlich doch irgendwo Heilung bekommen, heißt das nicht, daß diese Heilperson besser ist als alle vorangehenden, es bedeutet eher, daß jetzt die Richtigen zum richtigen Zeitpunkt zueinander gefunden haben. Das richtige geistige Feld konnte entstehen, die richtigen Erfahrungen waren vorangehend gemacht und die kranke Person ist schließlich bei der richtigen Heilperson - schulmedizinisch oder komplementär ausgerichtet - gelandet. Das Finden der richtigen Heilperson ist ein enorm wichtiger Prozeß, der in der Schulmedizin viel zu wenig Beachtung findet. Gerade weil jeder Mensch ein einmaliges Individuum ist, muß er zu der Heilperson gelangen, mit der er in eine gute Resonanz kommt. Es ist tatsächlich wie in der Musik. Wenn wir mit der Stimmgabel den Ton A anschlagen, werden beispielsweise die Gitarren - oder auch Klaviersaiten nur zum Schwingen kommen, wenn sie auf den gleichen Ton gestimmt sind. Alle anderen Saiten bleiben stumm, auch der Initialton noch so stark ist. Kein Mensch käme auf die Idee, die Klavier- oder Gitarrensaiten nach dem Zufallsprinzip zu verteilen, um die Wirkung des Tones A auf Saiteninstrumente bzw. deren Saiten zu untersuchen, weil wir aus Erfahrung von vornherein wissen, daß nur die gleich gestimmten in Resonanz treten können und auf den Initialton anklingen. Die meiste Forschung in der Schulmedizin beachtet dies nicht.

Heilungssuchende sollen deshalb immer in erster Linie auf ihr Gefühl vertrauen, wenn sie eine Heilerperson suchen. Es kann jemand noch so berühmt, aber trotzdem für das eigene Problem nicht die richtige Person sein. Es ist sehr empfehlenswert, bei vertrauten Personen nachzufragen, die schon entsprechende positive oder auch negative Erfahrungen gemacht haben. In der Regel wirkt auch hier das Prinzip der Gleichgestimmtheit, indem man bei dieser Art von Selektionsprozeß am ehesten auf eine Person trifft, mit der man in gute Resonanz kommt und die für einen entsprechend hilfreich ist. Ein längerer Such- und Findeprozeß kann nie ausgeschlossen werden; ein solches Suchen ist oft auch ein wichtiger Lehr- und Reifungsweg, bis man schließlich dort ankommt, wo einem Hilfe geboten werden kann. Die vielen Empfehlungen und Warnungen, zu wem man gehen soll und zu wem nicht, sind mit einem gewissen Fragezeichen zu versehen. Manchmal gehört es offenbar dazu, zuerst bei einer ungeeigneten Person oder gar einem Scharlatan zu landen. Solche Erfahrungen können schmerzhaft, aber oft ungeheuer wertvoll sein und zu wichtigen Einsichten verhelfen. Die gut gemeinten Empfehlungen und Warnungen beruhen oft auf der Illusion, es gäbe eine objektive Wahrheit für jedermann. Nach Überzeugung der meisten Heilenden sind wir auf dieser Erde, um Erfahrungen zu sammeln und zu reifen. Diesen ganz persönlichen Reifungsweg kann uns niemand ersparen.

Wie schon mehrfach erwähnt, kann geistige Heilung in der Mehrzahl der Fälle das blockierte System eines Menschen auf der körperlichen, seelischen oder geistigen Ebene wieder in Bewegung bringen, es bleibt aber oft danach für die Heilungsuchenden noch sehr viel zu tun. Oft ermöglicht geistige Heilung, daß schulmedizinische Therapien, die vorher nicht mehr griffen, überhaupt erst Wirkung zeigen und einen Heilungsprozeß voranbringen. Beim Spirituellen Heilen ist die Zielrichtung die gleiche wie in der einsichtsvermittelnden Psychotherapie; daher kann auch alle Psychotherapie dieser Art im weitesten Sinne spirituell genannt werden. Viele herausragende Heiler/innen sind tatsächlich der Ansicht, daß der größte Teil unserer Erkrankungen im Seelischen ihren Ursprung hat. Die körperlichen Krankheiten, die in der klassischen Medizin aufgrund ihres mehr oder weniger einheitlichen Erscheinungsbildes unter einer bestimmten Diagnose zusammengefaßt werden, sind in der Sicht von geistig Heilenden nur der Endpunkt gänzlich verschiedener Ausgangssituationen, die im individuellen Wesen der einzelnen Menschen und in ihren individuellen Sichtweisen und Verhärtungen ihren Ursprung haben. Ein ganz wesentliches Element ist gemäß dieser Sichtweise die innere Verlorenheit der Menschen, weniger intellektuell und mental als vielmehr seelisch und geistig. Deshalb ist es ein vordringliches Ziel mancher Heiler/innen, den Menschen wieder dazu zu verhelfen, sich selbst zu spüren und - wie sie sagen - damit auch die Verbindung zu Gott wieder zu erfahren.

Geistiges Heilen will also den Menschen dieses Göttliche in sich selbst wieder erfahrbar machen und damit den Anstoß zur Heilung geben. Es ist ein Impuls, daß der Mensch sich wieder auf den Weg einer umfassenden Heilung begeben kann, unabhängig davon, ob ein körperliches Leiden fast sofort, allmählich oder gar nicht verschwindet. Manchmal ist im Verlaufe einer Krankheit offenbar schon so viel Einsichtsarbeit geschehen, daß eine Heilung sofort auch auf körperlicher oder seelischer Ebene eintreten kann. Dies sind jedoch die Ausnahmen. Vermutlich wollte auch Jesus auf diese Einsichtsarbeit hinweisen, wenn er den Menschen nach der Heilung den Ratschlag erteilte: "Metanoiete - denkt um!" Er wies damit darauf hin, daß der Mensch einen aktiven Prozeß der Einsicht und der Verhaltensänderung eingehen muß, wenn seine Gesundheit nachhaltig verbessert werden soll.

Geistige Heilungen mit körperlichen Veränderungen sind in unserem Kulturkreis und von unseren Ärzten besonders schwer zu akzeptieren. Manche Kollegen sind dem Spirituellen Heilen gegenüber durchaus tolerant und denken, wenn es nichts nütze, so werde es doch nicht schaden. Sie sehen den Placeboeffekt, der das psychische Wohlbefinden durch Suggestion verbessere, ohne daß die Krankheit aber tatsächlich eine Änderung erfahren hätte. Daß im medizinischen Alltag entscheidende körperliche Veränderungen passieren könnten, wird meist für unmöglich gehalten und dies hat eine bremsende Auswirkung auf die wissenschaftliche Forschung.

Geistiges Heilen ist kein Privileg der Komplementärmedizin. Immer mehr Personen aus dem medizinischen Bereich erkennen in den letzten Jahren ihre intuitiven und heilerischen Fähigkeiten. Vermutlich haben viele dieser Menschen aus dieser Veranlagung heraus einen medizinischen Beruf gewählt. Hinter vorgehaltener Hand erzählen mir Ärzte, Pflegepersonen und andere, wie sie mit Handauflegen Herzrhythmusstörungen behandeln, Verwirrtheitszustände bessern und Angstzustände beheben. Daß auch an Kliniken auf allen Hierarchiestufen und in den verschiedensten Berufen immer mehr Leute einsichtig werden, läßt vermuten, daß der Zeitpunkt nicht mehr fern ist, wo die Anzahl der entsprechenden Menschen eine kritische Größe erreicht hat und dann ein vermutlich relativ schneller Umschwung entsteht. Es ist eine sehr erfreuliche Erfahrung, wenn man sich mit seiner Überzeugung outet und dann im Gespräch immer wieder Bekenntnisse von Menschen zu hören bekommt, bei denen man eine diesbezügliche Offenheit überhaupt nicht vermutet hätte.

In Anbetracht der bisher beschriebenen Resultate ist es sowohl für Patienten als auch für die behandelnden Ärzte wünschenswert, das Spirituelle Heilen in unsere Kliniken zu integrieren oder entsprechende Kliniken zu schaffen, so daß eigentliche Heilerkliniken entstehen würden. Mit Heilerklinik ist eine medizinische Behandlungseinrichtung gemeint, in der besonders begabte Heiler/innen einen festen Platz im therapeutischen Tam haben und neben der klassischen und der komplementären Medizin (CAM) die dritte tragende Säule bilden. Die Bereitschaft von Heilenden, in medizinischen Einrichtungen mitzuarbeiten, ist groß. Manche international bekannte Heilpersonen haben ihren Wunsch geäußert, ihre Begabung in Zusammenhang mit Ärzten wissenschaftlich testen zu lassen. Deshalb muß die wissenschaftliche Kontrolle der Behandlungsergebnisse in einer solchen Klinik ein fester Bestandteil sein. Dabei ist insbesondere auch das ökonomische Resultat wichtig.

Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis Investoren und Kostenträger im Gesundheitswesen erkennen, welches Potential durch die Zusammenarbeit von heilbegabten Personen und Medizinern entstehen kann. Die Beschäftigung mit spirituellen Krisen, Sensitivität und psychischen Krankheiten in den letzten Jahren hat gezeigt, daß bei Patienten ein großes Bedürfnis vorhanden ist, kompetente Ärzte und Psychiater zu finden, die gleichzeitig Wissen und Offenheit für CAM der Diagnostik und Therapie haben. Insbesondere die Suche nach spirituellen Dimensionen im Zusammenhang mit psychischen und körperlichen Erkrankungen ist weit verbreitet. Ein Großteil der Patienten berichtet, nachdem sie Vertrauen gefaßt haben, daß sie schon die Dienste von Medien, Geistheilern, Energietherapeuten, Kinesiologen usw. in Anspruch genommen haben. Seriöse Angebote sind sehr gesucht.

aus "Spirituelles Heilen und Schulmedizin. Eine Wissenschaft am Neuanfang" von Dr. med. Jakob Bösch, Lokwort Verlag, Bern 2002

Die Homepage von Jakob Bösch, die hier verlinkt war, funktioniert nicht mehr.
Bei Wikipedia findet man etwas über ihn.
Homepage von Anouk Claes die ich 2013 in einer Dokumentation mit Jakob Bösch zusammen gesehen habe.

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